„Wer Verantwortung übernimmt und dann auch liefert, macht schneller Karriere“
BIP: Welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit Qualifizierung gemacht?
Stephan Kunigk: Solides Grundwissen ist die Basis. Über Trainings wird quasi der Führerschein erworben, die Fahrpraxis liegt damit aber noch nicht vor. Die beste Form der Weiterbildung ist „on the Job“. Ich habe am schnellsten und meisten gelernt, wenn ich ins tiefe, kaltes Wasser gesprungen bin. Wer Verantwortung übernimmt und dann auch liefert, macht schneller Karriere. So war es in meinem Fall. Durch einen Zufall bin ich vor über 15 Jahren in den Einkauf gerutscht und seitdem nicht mehr davon losgekommen.
BIP: Über welche Kanäle suchen Sie bei Amprion nach Fachkräften?
Wir nutzen aktive und passive Recruiting-Kanäle, das sind klassische Job-Portale, Recruiting-Messen, Kooperationen mit Hochschulen, Social Media oder auch Marketing-Kampagnen Out-of-Home. Ein wichtiger Hebel ist unser Ausbildungsprogramm mit Berufsausbildung, dualem Studium und Trainee-Programm. Und natürlich spielen Empfehlungen durch unsere Mitarbeitenden eine große Rolle. Hohe Zufriedenheit der Belegschaft ist ein sehr wichtiger Schlüssel.
BIP: Wie sprechen Sie externes Potenzial an?
Viele Menschen, vor allem die jüngeren Generationen, wollen sich mit einem Unternehmen und seinen Aufgaben stark identifizieren und suchen eine sinnstiftende Aufgaben; bei uns ist das etwa der Umbau des Energiesystems bei Gewährleistung einer sicheren Stromversor-gung für Millionen Menschen und den Industriestandort Deutschland. Wir lassen unsere Mitarbeitenden auf unserer Homepage oder unseren Social-Media-Kanälen selbst zu Wort kommen.
BIP: Wen suchen Sie derzeit händeringend?
Der Netzausbau ist ein Mammutprojekt. Wir haben einen großen Personalbedarf in allen Bereichen – im Einkauf in jeder Rolle vom Azubi bis zur Führungskraft. Talente, die projektorientiert arbeiten können und wollen, die globale Reisebereitschaft und Einkaufsexpertise mit-bringen, sind willkommen. Wir rekrutieren inzwischen an über 30 Standorten neue Kolleginnen und Kollegen. Durch die zunehmende Internationalisierung unserer Supply Chain werden aber auch Standorte unserer Geschäftspartner im Ausland immer wichtiger. Also kann es zu befristeten Entsendungen kommen.
BIP: Welche Benefits bieten Sie?
Allen voran hohe Arbeitsplatzsicherheit. Wir haben ein großes Portfolio an Netzausbauprojekten, das wir über die nächsten 20 Jahre bearbeiten. Darüber hinaus hat Amprion eine tolle Kultur und zahlreiche soziale Zusatzleistungen, etwa arbeitgebergestützte Altersvorsorge, mobiles Arbeiten, angepasste Arbeitszeitmodelle, Angebote zur Gesundheitsförderung und die Amprion-Rente.
BIP: Welchen Maßnahmenmix haben Sie derzeit aufgesetzt?
Wir haben dieses Jahr gemeinsam mit HR einen „Procurement Campus“ aufgesetzt. Je-der Mitarbeitende und jede Rolle erfordern ein individuelles Trainingskonzept. Wir nutzen das Trainingsprogramm des BME, interne Schulungen sowie speziell auf unsere Bedürfnisse angepasste Trainings, etwa zum Thema Verhandlungen. Wichtig ist, dass alle Mitarbeitenden auf der gleichen Wissensbasis arbeiten.
BIP: Welche Rolle spielen bei Ihnen Coaching, Trainee-Programme und Mentoring?
Wir haben seit diesem Jahr ein eigenes Trainee-Programm im Einkauf. Das „Amprion Potentialträger Programm“ nutzen wir, um unsere Talente durch ein strukturiertes unternehmensweites Entwicklungsprogramm zu führen und auf dieser Basis zukünftige Führungskräfte auszubilden. Coaching setzen wir nach Bedarf bei unseren Führungskräften ein.
BIP: Faktoren Binden, Halten … Was muss man dafür unbedingt tun?
Auf individuelle Bedürfnisse einzugehen, ist enorm wichtig, wenn auch nicht immer ganz einfach. Jeder Mitarbeitende befindet sich in einer anderen Lebensphase. In unserer Personalstrategie setzen wir auf die Aspekte „finden, entwickeln und binden“. Unser Employee Lifecycle beginnt bei Mitarbeitergewinnung, geht über Weiterentwicklung und endet bei Offboarding. Auch bei der Trennungskultur gilt es eine Etikette zu wahren.
BIP: Wie arbeiten Sie mit HR und Externen zusammen?
Die Zusammenarbeit mit unserer HR-Bereich ist sehr gut. Wir stimmen alle einkaufsspezifischen Entwicklungs- und HR-Themenfrühzeitig ab und gehen gemeinsam in die Umsetzung. Externe Personaldienstleister wählen wir mit Bedacht aus. Sie müssen unser Unternehmen und unsere Kultur gut verstehen und diesen Spirit richtig transportieren können.
BIP: Welche Fehler sollte man bei der Mitarbeitersuche vermeiden?
Nichts versprechen, was man als Arbeitgeber später im Alltag nicht halten kann. Authentizität und Transparenz sind extrem wichtig.
Das BIP-Interview führte Sabine Ursel, Fachjournalistin
Weitere Informationen zum BME-Fachmagazin BIP - Best in Procurement finden Sie hier.