29.03.2022International

Shanghai im Lockdown: Auswirkungen auf Lieferketten und Logistik

Die Wirtschaftsmetropole Shanghai mit ihren rund 26 Millionen Einwohnern befand sich seit Ausbruch der Pandemie bereits mehrfach im Lockdown – jedoch nie in dieser strikten flächendeckenden Variante wie aktuell. Der BME befürchtet drastische Auswirkungen auf die Lieferketten.

Während viele Staaten mittlerweile lernen, mit der Pandemie zu leben, greift China mit seiner „Zero-Covid-Strategie“ zu drastischen Maßnahmen und verhängt immer wieder flächendeckende Lockdowns im ganzen Land. Und tatsächlich hatten Massentests, Quarantänen und Einreisebeschränkungen in der Vergangenheit dazu geführt, dass China das Virus schneller in den Griff bekommen hat als die meisten anderen Staaten. Jetzt breitet sich die Omikron-Variante trotzdem in rasender Geschwindigkeit aus. Und so steht die Volksrepublik mit Blick auf die Bewältigung der Corona-Pandemie nun vor seiner größten Herausforderung seit ihrem Beginn. Zwar befand sich die Wirtschaftsmetropole Shanghai seitdem bereits mehrfach im Lockdown, jedoch noch nie so flächendeckend, wie das aktuell der Fall ist.

Massentestungen bis 5. April

Nach Informationen des BME-Büros in Shanghai entwickeln sich die Infektionszahlen in der Stadt rapide nach oben: Am Montag, 28. März 2022 gab es 4.381 neue Fälle. Dies hat dazu geführt, dass neben dem Lockdown auch eine systematische Massentestung der gesamten Stadtbevölkerung angeordnet wurde. Die Tests in den Stadtteilen in Pudong (östlich des Huangpu-Flusses) haben bereits am 28. März begonnen und sollen bis 1. April anhalten. Ab 1. April wird dann die Bevölkerung in den Stadteilen von Puxi (westlich des Huangpu-Flusses) getestet. Dies wird voraussichtlich bis 5. April andauern. Wies es danach weitergeht ist völlig offen. Was sich bereits abzeichnet, ist eine deutliche Einschränkung von Logistikdienstleistungen: Menschen können nicht zur Arbeit kommen, die Produktion steht teilweise still oder ist nur eingeschränkt möglich. Auch BME-Mitgliedsunternehmen in China sind hiervon betroffen.

BME rechnet mit Einschränkungen und Ausfällen

Die Wucht dieses Lockdowns können die ohnehin schon überlasteten Lieferketten und die Logistik hart treffen und China als Wirtschaftsmotor der Welt ins Wanken bringen. Aktuellen Informationen des BME vor Ort zufolge arbeitet der Hafen Shanghai aktuell zwar noch regulär in 24 Stunden-Schichten weiter. Jedoch ist nicht abzusehen, ob das so bleiben wird, sollten viele der Massentests positiv ausfallen und zunehmend mehr Hafenmitarbeitende an Covid erkranken. Bereits 2021 konnte der drittgrößte Hafen der Welt in Ningbo wochenlang nicht unter Volllast operieren, obwohl lediglich eine Handvoll Mitarbeitender an Covid erkrankt war (der BME berichtete). Die Auswirkungen auf Lieferketten und Logistik waren empfindlich und wurden als schwerwiegender erachtet als jene, die das havarierte Containerschiff im Suez-Kanal auslöste. Shanghai ist, gemessen am Containerumschlag, der weltweit größte Hafen. 2020 (neuere Zahlen liegen nicht vor) wurden dort 43,5 Millionen TEU (Standardcontainer) umgeschlagen. Zum Vergleich: Im Hamburger Hafen wurden im gleichen Zeitraum 8,7 Millionen TEU umgeschlagen. In einem aktuell ohnehin global schon äußerst fragilen politischen und wirtschaftlichen Umfeld würde die Schließung des Hafens in Shanghai die Lieferketten und die Logistik deutscher Unternehmen nachhaltig durcheinanderwirbeln.

Für weitere Infos:
Riccardo Kurto, Chinabeauftragter des BME, +49 6196 5828 143, riccardo.kurto(at)bme.de

Für Medien-Anfragen:
Frank Rösch, BME-Pressesprecher, frank.roesch(at)bme.de, presse(at)bme.de