„Nickel vorausschauend einkaufen“
Nickel gehört aktuell zu den Schlüsselrohstoffen bei der Umsetzung der Energie- und Verkehrswende. Allerdings ist Deutschland bei diesem Metall in punkto Versorgung stark von Importen aus Russland abhängig. Dies zeigt eine neue Kurzstudie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) auf, die jetzt unter dem Titel „Der globale Nickelmetallmarkt – zwischen Legierungselement und Batterierohstoff“ in der BGR-Reihe „Commodity TopNews“ erschienen ist.“ erschienen ist.
„Deutschland war im vergangenen Jahr der weltweit viertgrößte Nickelverbraucher und der drittgrößte Importeur von Nickelmetall“, erläutert Dr. Michael Szurlies, Nickel-Experte der BGR. „Fast die Hälfte seiner Einfuhren bezog Deutschland in diesem Zeitraum von den Standorten des Unternehmens PJSC MMC Norilsk Nickel aus Russland sowie aus Finnland“, so Szurlies.
Für die Ziele der Verkehrswende sei eine sichere Versorgung mit dem Metall essentiell. „Die Nachfrage nach Nickel wird künftig weiter deutlich steigen, vor allem für den Einsatz in Batterien, wobei der Bedarf statt über Nickelmetall zunehmend durch Zwischenprodukte der Nickelmetallurgie gedeckt wird“, erklärt Szurlies. Die wichtigsten Anwendungen für Nickelmetall blieben aber auch zukünftig nichtrostende Stähle und Nickellegierungen, die beispielsweise im Maschinenbau, in der chemischen und petrochemischen Industrie, in der Energie- und Umwelttechnik, in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Elektrotechnik und Elektronik eingesetzt werden.
Die Versorgungssituation drohe sich allerdings zu verschärfen. „Das weltweite Nickelmetallangebot war zuletzt rückläufig“, erläutert der BGR-Experte. Im vergangenen Jahr seien in elf Ländern rund 780.000 t Nickelmetall und damit knapp sieben Prozent weniger als 2020 produziert worden. Die beiden Länder mit der größten Produktion von zusammen ca. 280.000 t waren China und Russland. Im laufenden Jahr 2022 erwartet Szurlies immerhin eine um mehr als fünf Prozent höhere Metallproduktion. Damit wäre wieder das Produktionsniveau von 2020 erreicht.
Das Recycling als Alternative zur Versorgung mit Primärrohstoffen habe bei Nickelmetall gegenwärtig keinen nennenswerten Anteil, da der weit überwiegende Teil des Sekundärangebots an Nickel direkt in die Edelstahlproduktion geht. In Europa liege der Recyclinganteil an Nickel in der Herstellung nichtrostender Stähle bereits bei etwa 70 Prozent. „Die Herstellung von Nickelmetall beruht daher auch weiterhin fast ausschließlich auf einer möglichst umweltschonenden und nachhaltigen Gewinnung und Weiterverarbeitung von Nickelerzen“, betont Szurlies.
Mit Blick auf die aktuellen Ereignisse bleibe aus Sicht der Wirtschaft eine vorausschauende Einkaufspolitik von zentraler Bedeutung für die Rohstoffversorgung mit Nickelmetall. „Die Störung von Lieferketten im Zuge der Corona-Pandemie sowie drohende Sanktionen auf russische Metallexporte aufgrund des Krieges in der Ukraine zeigen nachdrücklich, wie wichtig ein möglichst hoher Grad der Diversifizierung des Rohstoffbezugs ist“, erklärt Szurlies. Auch eine stärkere Beteiligung deutscher Unternehmen in internationalen Bergbauprojekten oder in der Weiterverarbeitung kommt aus seiner Sicht in Betracht. Gleichzeitig wachse für Unternehmen aufgrund gesetzlicher Vorgaben die Bedeutung von Sorgfaltspflichten, die Nachweise für einen Rohstoffbezug aus verantwortungsvollen Quellen unter Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards in der Lieferkette erfordern.