30.09.2024International

Nearshoring in der Türkei bietet viel Potenzial

Der BME lädt Einkaufsmanager:innen von Unternehmen aus der DACH-Region zum „Procurement and Supply Forum“ vom 3. bis 4. Dezember nach Istanbul ein.
© Evgeny Gromov/iStock

„Die Türkei spielt seit Jahren eine zentrale Rolle auf dem globalen Beschaffungsmarkt, insbesondere in den Branchen Textilien, Automobilzulieferung und Maschinenbau. Mit einer jungen, dynamischen Bevölkerung und ihrer strategischen Lage als Brücke zwischen Europa und Asien hat sich das Land in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Handelspartner Europas entwickelt“, schreibt Nevzat Sargin, Zuständiger für das Netzwerk- und Projektmanagement Deutschland des türkischen Maschinenbauverbandes „Turkish Machinery“, in einem Gastbeitrag für www.bme.de: Trotz der aktuellen Herausforderungen in der türkischen Finanzpolitik bietet der Markt nach wie vor zahlreiche Chancen, insbesondere für europäische Unternehmen, die nach Alternativen zu Fernost suchen.

Geopolitische Vorteile und Nearshoring-Trend

Die geografische Nähe der Türkei zu Europa macht sie zu einem attraktiven Nearshoring-Standort, vor allem in der Post-Covid-Ära, in der viele Unternehmen ihre globalen Lieferketten neu bewerten und neu justieren. Herausforderungen wie durch die Pandemie, Digitalisierung, Lieferkettengesetz und der wachsende Druck in Richtung nachhaltiger Produktion haben den Trend weg vom Offshoring, hin zu Nearshoring und Local Sourcing beschleunigt. Das haben die Automobilhersteller und Maschinenbauer erkannt und schnell umgesetzt. In diesem Kontext ist die Türkei ideal positioniert, um Nachfrage zu bedienen.

Für Einkäufer, die nach diversifizierten und krisenfesten Lieferketten suchen, bietet die Türkei interessante Geschäftsmöglichkeiten. Die Nähe zu den europäischen Märkten ermöglicht kürzere Lieferzeiten, geringere Transportkosten und eine höhere Flexibilität, was besonders in Zeiten globaler Unsicherheit von Vorteil ist.

Starke Industrien mit globaler Bedeutung

Die Türkei hat sich in mehreren Schlüsselindustrien als führender Akteur etabliert:

  • Kunststoffindustrie: Die Türkei ist Europas zweitgrößter Produzent von Kunststoffprodukten. 2023 exportierte das Land 1,84 Millionen Tonnen Kunststoffwaren im Wert von 5,43 Milliarden Dollar. Die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche beruht auf einer gut entwickelten Infrastruktur, moderner Fertigung und einer breiten Produktpalette.
  • Metallgussindustrie: Die Metallgussbranche in der Türkei hat sich stark entwickelt und ist der zweitgrößte Produzent in Europa. 2022 produzierte die Türkei 3,1 Millionen Tonnen Gussteile und erwirtschaftete 8,5 Milliarden Euro, davon 6,4 Milliarden Euro durch Exporte. Diese Stärke zeigt das hohe technologische Niveau und die globale Wettbewerbsfähigkeit der türkischen Gussindustrie.
  • Stahlindustrie: Türkische Stahlhersteller sind führend in Europa. 2023 exportierte die Türkei 4,5 Millionen Tonnen Stahl in die Europäische Union und damit 31 Prozent der gesamten Stahlausfuhren des Landes. Die Türkei ist damit Europas größter Stahlproduzent und weltweit eine der führenden Nationen in diesem Bereich.

Technologischer Fortschritt als Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit

Zwar hat die Türkei mit wirtschaftlichen Herausforderungen wie hoher Inflation und einer drastischen Abwertung der Lira zu kämpfen – die Währung hat in den vergangenen Jahren über 70 Prozent ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar verloren – doch gleichzeitig hat das Land erhebliche Fortschritte in der technologischen Entwicklung gemacht.

Dank umfangreicher Investitionen in die technische Ausbildung und die Modernisierung der Industrie, insbesondere in den Bereichen Automobilzulieferung, Maschinenbau und IT, können türkische Unternehmen wettbewerbsfähige Produkte anbieten. Die Digitalisierung und die Integration moderner Produktionsprozesse ermöglichen es den Lieferanten, auch unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen qualitativ hochwertige und preislich attraktive Lösungen zu liefern.

Fazit: Türkei als zukunftsorientierter Beschaffungsmarkt

Die Türkei bleibt trotz ihrer wirtschaftlichen Herausforderungen ein attraktiver Beschaffungsmarkt mit enormem Potenzial. Ihre Nähe zu Europa, die gut ausgebildete Arbeitskraft und der technologische Fortschritt in Schlüsselindustrien machen das Land zu einer wertvollen Alternative zu asiatischen Märkten. Die aktuellen Entwicklungen rund um Beschlüsse der EU-Kommission, insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, sowie die bevorstehende EUDR-Verordnung im kommenden Jahr, werden von Unternehmen mit großer Ernsthaftigkeit verfolgt und als wegweisend anerkannt.

Einkäufer, die auf der Suche nach flexiblen und resilienten Lieferketten sind, finden hier eine vielfältige und wettbewerbsfähige Beschaffungslandschaft. Mit der richtigen Strategie, wie der Anpassung von Verträgen an Währungsschwankungen und der Auswahl moderner, innovativer Lieferanten, können Unternehmen die Chancen des türkischen Marktes optimal nutzen und gleichzeitig ihre Beschaffungsrisiken minimieren.

Save the Date:

Das 1. Procurement and Supply Forum Türkiye feiert am 03./04.12.2024 in Istanbul seine Premiere. Gemeinsam mit Turkish Machinery und der führenden Industriemesse „WIN EURASIA“ lädt der BME Einkäufer:innen zur kostenfreien Erstauflage der B2B-Matchmaking-Veranstaltung in die Türkei ein. BME-Mitglieder und Einkaufsmanager:innen von Global Playern und KMU haben Anfang Dezember in Istanbul die Möglichkeit, sich passgenau über die Potenziale des türkischen Beschaffungsmarkts zu informieren und kostengünstig qualifizierte Supplier aus der Türkei zu treffen.

Ihre Kontaktperson

Joanna ChrzanowskaInternational Project Managerin +49 6196 5828-186joanna.chrzanowska@bme.de