Kaum Lichtblicke für die deutsche Industrie zum Jahresende 2024
Für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland endete das Jahr 2024 enttäuschend. Die Produktion schrumpfte erheblich und fiel auf den tiefsten Wert seit drei Monaten. Zudem war die Drosselungsrate im Dezember die zweitschnellste Rate der vergangenen 14 Monate. Auch die Auftragseingänge gingen deutlich zurück: die Kontraktionsrate übertraf den Jahresdurchschnitt. Ursachen für den Rückgang waren laut Umfrageteilnehmern vor allem eine allgemeine Zurückhaltung der Kunden, der Abbau von Lagerbeständen und die Unsicherheit an den Märkten. Der gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) erstellte HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI) notierte folglich im Januar 2025 mit einem Wert von 42,5 Punkten unter dem Wert von November und Oktober 2024 (jeweils 43,0 Punkte) und damit tiefer in der Kontraktionszone unter 50 Punkten.
Schwächerer Rückgang bei Beschäftigung und Lagerbeständen
Da alte Aufträge zügiger abgearbeitet wurden als neue hereinkamen, bauten viele Hersteller weiter Stellen ab. Die Beschäftigung sank deshalb im vergangenen Dezember den achtzehnten Monat in Folge. Der Rückgang fiel allerdings so schwach aus wie seit August 2024 nicht mehr. Die anhaltenden Nachfrageflaute führte außerdem dazu, dass die Unternehmen ihre Vormaterial- und Fertigwarenlager weiter reduzierten. Hier war der Rückgang jedoch der geringste der vergangenen zehn Monate.
Lieferzeiten verkürzen sich, Einkaufspreise sinken
Eine weitere Reduzierung der Einkaufsmenge war der Grund dafür, dass die sich die Lieferzeiten im Dezember des Vorjahres so deutlich verkürzten, wie seit August 2024 nicht mehr. Als Ursachen nannten die Umfrageteilnehmer erneut die bessere Materialverfügbarkeit und die geringe Auslastung der Zulieferer.
Die durchschnittlichen Einkaufspreise sanken zum 23. Mal in Folge. Das Minus war allerdings das geringste seit vier Monaten. Ein Grund für den Rückgang war – neben den gewährten Preisnachlässen - niedrigere Energie- und Rohstoffkosten.
Geschäftsaussichten wenig optimistisch
Die deutschen Hersteller blicken zum Jahresende 2024 weiterhin nur verhalten optimistisch in die Zukunft. Die Geschäftsaussichten trübten sich gegenüber dem Vormonat minimal ein und lagen damit deutlich unter dem Langzeit-Durchschnitt. Einige Unternehmen versprechen sich positive Impulse von der Einführung neuer Produkte und dem Eintritt in neue Märkte. Viele Umfrageteilnehmer hoffen, dass die Wirtschaft nach der Bundestagswahl im Februar wieder anspringt. Allerdings blicken sie auch mit Sorge auf die anhaltende politische Ungewissheit und auf angeschlagene Branchen wie Automobilindustrie und Bausektor.
Die wichtigsten Ergebnisse im Konsumgüterbereich
-
Geringere Rückgänge bei Auftragseingang, Einkaufsmenge und Beschäftigung
-
Höhere Bestände an Vormaterialien und Fertigwaren
-
Verkaufspreise steigen den vierten Monat in Folge
Die wichtigsten Ergebnisse im Vorleistungsgüterbereich
-
Nachfrageeinbruch führt zu stärkstem Produktionsrückgang seit einem Jahr
-
Stärkere Reduzierung bei Beschäftigung und Lagerbeständen
-
Geschäftsaussichten wieder pessimistisch
Die wichtigsten Ergebnisse im Investitionsgüterbereich
-
Schwächere Rückgänge bei Fertigung und Beschäftigung
-
Größeres Minus bei Neuaufträgen
-
Wachstumsprognosen verbessern sich auf den höchsten Stand seit sechs Monaten
Über den EMI:
Der HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) e.V. Er beruht auf der Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der Verarbeitenden Industrie in Deutschland, die repräsentativ für die deutsche Wirtschaft nach Branche, Größe und Region ausgewählt wurden. Erstellt wird der EMI vom US-amerikanischen Finanzdienstleister S&P Global. Er orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager’s Index (PMI).