17.01.2022International

WEF: Unternehmen forcieren Klimaschutz

Eine Studie des World Economic Forum ist auf der digitalen Konferenz des WEF vorgestellt worden. Der aktuelle Bericht würdigt die Anstrengungen der internationalen Wirtschaft für mehr Nachhaltigkeit. Allerdings reiche das noch lange nicht aus.

Eine neue Studie des World Economic Forum (WEF) zeigt, dass die Klimaschutzmaßnahmen im öffentlichen und privaten Sektor zunehmen. Allerdings müsse noch mehr getan werden, um die Netto-Null-Emissionen zu erreichen, teilte das Schweizer Weltwirtschaftsforum auf seiner digitalen Konferenz in Genf mit. Danach seien 2019 nur zehn Prozent der weltweiten Emissionen durch nationale Regierungszusagen (29 Länder) abgedeckt gewesen mit dem Ziel, die Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Heute seien 92 Staaten, die 78 Prozent der weltweiten Emissionen repräsentieren, auf nationaler Ebene Netto-Null-Verpflichtungen eingegangen. Die Unternehmen 2021 hätten ihre Maßnahmen zum Klimaschutz beschleunigt. Allerdings müsse noch mehr getan werden. Nur 20 Prozent der Firmen legten ihre Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette offen und hätten Ziele für die Emissionsreduzierung festgelegt. Lediglich neun Prozent hätten im vergangenen Jahr eine tatsächliche Emissionsreduzierung im Einklang mit dem 1,5-Grad-Celsius-Ziel des Pariser Abkommens erreicht. Auf der Grundlage von Brancheneinblicken, Interviews mit CEOs und der Analyse von Unternehmensdaten kommt die WEF-Studie zu dem Ergebnis, dass führende Unternehmen im Bereich Klimaschutz bessere Talente anziehen und halten, ein höheres Wachstum erzielen, Kosten sparen, regulatorische Risiken vermeiden, Zugang zu billigerem Kapital erhalten und neue Wertschöpfungsquellen für ihre Kunden schaffen können. Der Bericht ergab auch, dass die Hälfte der Arbeitssuchenden der Nachhaltigkeit Priorität einräumt, dass umweltfreundliche Alternativen zu herkömmlichen Produkten rasch an Bedeutung gewinnen und dass Unternehmen im Durchschnitt rund 50 Prozent ihrer Emissionen ohne Nettokosten in den wichtigsten Sektoren reduzieren können. Konkret können laut WEF fast alle Unternehmen ihre Emissionen um 30 Prozent senken, ohne dass ihnen dadurch Nettokosten entstehen. Einige Betriebe schafften es, sich fast vollständig zu Nullkosten zu dekarbonisieren. „Die Führungsrolle des Privatsektors ist entscheidend für die Beschleunigung des Klimaschutzes in Verbindung mit mutigen Schritten der Regierungen“, sagte Antonia Gawel , Leiterin der Climate Action Platform des Weltwirtschaftsforums. „Wir sehen eine neue Dynamik. Die COP26 hat die Klimaproblematik weiter ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit gerückt, und es wurden bedeutende Verpflichtungen eingegangen. Wir hoffen, dass die Wirtschaftsführer auf der Agenda 2022 in Davos ihr Engagement weiter verstärken, aufkommende Klimarisiken als Kern ihrer Geschäftstätigkeit anerkennen und – was besonders wichtig ist – ihre Verpflichtungen in kurzfristige geschäftliche Veränderungen und Investitionen umsetzen. Dieser Bericht zeigt auf, wie Führungskräfte grüner werden und die Maßnahmen beschleunigen können, die wir zum Schutz unseres Planeten brauchen.“ „Der Wandel vollzieht sich viel schneller, als die meisten Menschen und Unternehmen wahrhaben wollen. So sind beispielsweise die Prognosen für die Photovoltaik-Kapazität 2030 zwischen 2002 und 2020 um das 36-fache gestiegen, während die prognostizierten Stückkosten um das Dreifache gesunken sind“, so Patrick Herhold , Managing Director und Partner im Boston Consulting Group (BCG) Center for Climate and Sustainability. „Unternehmen, die das Tempo und das Ausmaß solcher Veränderungen unterschätzen, laufen Gefahr, die Auswirkungen des Klimawandels auf Geschäftsmodelle, Produkte und den Unternehmenswert grob falsch einzuschätzen.“ Der WEF-Bericht enthält Fallstudien über neue Fremdfinanzierungen, die Verringerung des Risikos und neue Geschäftsmodelle, die sich durchsetzen. Außerdem wird hervorgehoben, wie stark sich die vollständige Dekarbonisierung auf die Endpreise der Produkte für die Verbraucher auswirken wird. Die Preise für Lebensmittel und Modeprodukte werden sich im Warenkorb um weniger als ein Euro erhöhen. Die durchschnittlichen Kosten für ein Smartphone würden um weniger als drei Euro steigen.