„Ich hatte genau einen Versuch frei, das zu ändern“
Schwindende Auflagen, sinkende Abozahlen, einbrechende Werbeerlöse, digitale Konkurrenten: Warum macht es im Jahr 2021 noch Spaß, in einem Medienkonzern zu arbeiten? Die Verlagsbranche ist im Wandel und die Funke Mediengruppe hat das erklärte Ziel, ganz vorne mitzumischen. Für mich ist gerade dieser Wandel das Reizbare. Klar verdienen wir weiterhin Geld mit dem klassischen Geschäftsmodell „Zeitungen und Zeitschriften drucken“. Aber wir investieren stark in neue Geschäftsfelder. Bei dieser Transformation mitwirken zu können, vor allem als Einkauf, sehe ich als große Chance: an Themen und in Gebieten zu arbeiten, an denen nicht jeder arbeiten und in die sich nicht jeder reinwagen kann. Welche neuen Geschäftsfelder sind das, von denen Sie sprechen? Die neuen Geschäftsfelder beziehen sich auf digitale Transformation. Wir haben in den vergangenen Jahren und Monaten standortübergreifende Units gegründet, um unsere Ressourcen sinnvoll zu bündeln. Im Digitalen bauen wir derzeit zum Beispiel unser Podcast-Portfolio massiv aus. Aber auch an anderen Stellen investieren wir in neue Wege. Sie haben auch schon im Handel oder in der Luftfahrt gearbeitet. Worin unterscheidet sich der Funke-Einkauf vom Einkauf in diesen Branchen? Der Einkauf bei Funke ist sehr dynamisch. Wir haben jeden Tag neue Themen am Tisch, was sehr herausfordernd ist. Man muss sich hier ständig auf neue Dinge einstellen. Der Einkauf in den klassischen Warengruppen wie Papier, Farben oder Druckplatten muss stabil laufen, sonst erscheint keine Zeitung. Im digitalen Umfeld haben wir hingegen ständig mit neuen Anforderungen zu tun: Online-Tools, Plattformen, KI-Lösungen. Und dann gibt es ja auch noch die indirekten Warengruppen: Facility Management, Logistik, IT, Fuhrpark. Da weiß ich zwar was ich habe, aber auch dieses Umfeld ändert sich: Wenn wir wie aktuell gerade zum Beispiel unsere Druckzentren konsolidieren, dann bedeutet das etwa, dass wir eine neue Beilagenhalle bauen müssen. Oder wenn in der Leasingflotte die Verträge auslaufen, müssen wir wissen, wie wir mit Elektromobilität umgehen. Auch da erleben wir regelmäßig einen Wandel, auf den wir uns als Einkauf immer wieder neu einzustellen haben. Sie unterscheiden weiterhin zwischen direkten und indirekten Bedarfen? Ja. Wobei alle Bedarfe für unser Digitalgeschäft für mich mittlerweile auch direkte Bedarfe sind, weil wir sie für die Verwirklichung unseres Geschäftsmodells brauchen. Indirekte Bedarfe sind hingegen alles, was Gemeinkosten sind. Darüber hinaus unterscheiden wir auch weiterhin zwischen strategischem und operativem Einkauf. Strategisch ist alles, was den S2C-Prozess abbildet und operativ ist alles, was der P2P-Prozess umfasst. Klingt lehrbuchmäßig! Die Herangehensweise innerhalb der Warengruppen ist schon sehr unterschiedlich. Wir fragen uns immer, was der interne Kunde braucht und wie er arbeitet. Wenn ich vor den Kollegen von Funke Digital mit unserem Einkaufshandbuch wedeln würde, sagen die „alles klar, aber damit kannst Du wieder nach Hause gehen.“ Wir müssen uns da also schon ein Stück weit immer „eingrooven“ auf eine gemeinsame Herangehensweise.