11.08.2021Rohstoffmärkte

Hohe Preise belasten Unternehmen

IW-Umfrage unter 2.000 Firmen: Wirtschaft leidet unter Lieferengpässen, hohen Energiekosten und teuren Rohstoffen.

80 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten mittelstark oder stark steigende Preise aufgrund sich verteuernder Rohstoffe und knapper Vorleistungen. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), für die 2.000 Firmen befragt wurden. 70 Prozent von ihnen berichten von mittelstark oder stark steigenden Energiepreisen, heißt es in einer aktuellen IW-Pressemitteilung. Etwa jeder zweite Betrieb gebe an, die höheren Preise in hohem oder mittlerem Ausmaß weitergeben zu können. Das treibe vorübergehend die Verbraucherpreise: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen sie im ersten Halbjahr 2021 um 1,8 Prozent. Das liege zwar noch unter der Zwei-Prozent-Marke der Europäischen Zentralbank, sei aber deutlich zu spüren.

Viele Märkte verzeichnen steigende Preise

Für die gestiegenen Energiepreise seien vor allem anziehende Rohölpreise und höhere Energiesteuern verantwortlich. Im zweiten Quartal 2021 machten sie ein Drittel der Preissteigerung aus. Einen besonderen Effekt auf die Preise hatten auch Lieferengpässe: So fehle es nicht nur an Halbleitern, sondern auch an Frachtschiffen und einigen Industrierohstoffen. Starke Preistreiber seien darüber hinaus Transportgebühren auf Vorleistungen. Im April 2021 kostete der Umschlag eines Seecontainers auf einer Standardroute 3.000 Euro – Anfang 2020 waren es noch 500 Euro. Eine Teuerung von durchschnittlich 25 Prozent verzeichneten die Holzpreise und belasteten damit besonders die Baubranche. Verantwortlich für die Knappheit seien Waldbrände in Kalifornien sowie geringere Holzexporte aus Russland. Bei einem Teil der Preissteigerungen dürfte es sich um Nachklänge der Pandemie handeln. Viele Branchen waren von der schnellen Erholung der Weltwirtschaft überrascht und konnten Kapazitäten nicht ausreichend erhöhen.

Langfristiger Trend oder Echoeffekte der Pandemie?

Fraglich sei, ob es sich hierbei um Echoeffekte der Pandemie handele oder um einen längerfristigen Trend. Für die IW-Ökonomen handelt es sich bei den Problemen der Angebotsseite vorwiegend um Folgen der Pandemie. Mit dem Ende von Lieferengpässen und der Verknappung des Angebots bis Ende des Jahres dürfte die derzeit hohe Nachfrage nach Gütern gedeckt werden. Bis dahin halten die IW-Wissenschaftler anhaltende Preissteigerungen jedoch für möglich. „Mittelfristig rücken für Unternehmen neben den Preissprüngen bei Vorleistungen, Rohstoffen und der Energie auch die Arbeitskosten wieder in den Blick“, sagt IW-Ökonom Matthias Diermeier. „Trotzdem gehen wir perspektivisch aber wieder von einer Normalisierung aus – sobald die vielen Sondereffekte verarbeitet sind.“ Der BME hat im Juni dieses Jahres eine aktuellen Kurzumfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt. Danach erwarten viele von ihnen bis voraussichtlich Ende 2022 weiter anhaltende Engpässe.