Globale Energienachfrage steigt trotz Corona
Der Energiebedarf in den Industrieländern, das globale Bevölkerungswachstum und ein steigender Lebensstandard in Schwellen- und Entwicklungsländern haben weltweit eine wachsende Energienachfrage zur Folge. Diese Entwicklung wurde laut der neuen Energiestudie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) nur kurzzeitig unterbrochen, als die Weltwirtschaft 2020 durch die Covid-19-Pandemie einbrach. Damals sank der globale Energieverbrauch um mehr als vier Prozent, heißt es in einer BGR-Pressemitteilung. Danach sei mit der wirtschaftlichen Erholung seit 2021 die Nachfrage nach Energie erneut gestiegen. Die Folge seien teilweise starke Preissteigerungen in Europa – bei Erdgas um rund das Sechsfache. Derzeit werde der globale Energiebedarf zum überwiegenden Teil aus fossilen Energieträgern gedeckt. „Die aktuelle Situation zeigt, dass der Umbau der Energiesysteme noch große Anstrengungen verlangt, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen“, erklärt BGR-Präsident Prof. Dr. Ralph Watzel. Das gelte für den Ausbau erneuerbarer Energien, aber auch für das Ausschöpfen weiterer Energieeinsparpotenziale. Nach den aktuellen Untersuchungen der BGR-Energiestudie sei Erdöl mit einem Anteil von 31 Prozent am Primärenergieverbrauch der wichtigste Energieträger weltweit, gefolgt von der Kohle mit einem Anteil von 27 Prozent. Die Kohleförderung nahm insgesamt um rund fünf Prozent ab – allerdings gebe es global gesehen große Unterschiede. So förderte China allein mehr als die Hälfte der globalen Hartkohle. Der Anteil von Erdgas – Nummer drei unter den weltweiten Energieträgern – stieg auf knapp 25 Prozent. Deutlich erkennbar sei, dass inzwischen nahezu alle Länder den Ausbau erneuerbarer Energien forcieren. Mit weltweit 261 Gigawatt – davon knapp 45 Prozent in China – erreichte der Zubau erneuerbarer Energien 2020 einen neuen Rekord. Auch bei den neu installierten Stromerzeugungskapazitäten überstieg der jährliche Zubau an Erneuerbaren Energien den von konventionellen Kraftwerkskapazitäten. Rund ein Dutzend Länder decken inzwischen mehr als ein Fünftel ihres Strombedarfs aus Windenergie und Photovoltaik ab, darunter Dänemark und Deutschland. Mit einem Gesamtanteil von rd. 44 Prozent haben sich die Erneuerbaren Energien in Deutschland laut BGR-Angaben zur wichtigsten Stromquelle entwickelt. Windkraft trug hierzulande mit einem Anteil von 27 Prozent erstmals mehr zum Strommix bei als Braunkohle. Bezogen auf den gesamten Energieverbrauch erreichten die Erneuerbaren Energien in Deutschland im Untersuchungszeitraum einen Anteil von knapp 17 Prozent. Fossile Energieträger deckten – auf Grundlage einer hohen Importquote (64 Prozent) – mehr als 80 Prozent des Primärenergieverbrauchs ab. „Der Erdgasanteil am deutschen Primärenergieverbrauch erreichte 2020 mit knapp 27 Prozent ein neues Allzeithoch“, so Dr. Rüdiger Lutz , BGR-Wissenschaftler für Erdgas und Koautor der Energiestudie. Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit einer zukünftig klimaneutralen Energieversorgung seien die Planungen zur energetischen Nutzung von Wasserstoff von großer Bedeutung. Deutschland habe 2020 eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet und das Förderinstrument „H2Global“ geschaffen, um einen zeitnahen und effektiven Markthochlauf im industriellen Maßstab zu unterstützen. Für weitere Informationen:
Frank Rösch , BME-Konjunktur- und Rohstoffmonitoring
E-Mail: frank.roesch@bme.de