17.09.2020BME-News

Gemeinschaftsveranstaltung BME rmr und BME Darmstadt: „Achtsamkeit in der Wirtschaft“: Ein Geschenk an sich selbst

Der Unterschied zwischen OM und OMG macht zwar nur einen Buchstaben, im eigenen Leben aber Welten aus. Während erstere Silbe gemeinhin für Gelassenheit und Bewusstsein steht, dürfte der Ausspruch Oh my God im Arbeitsleben wesentlich häufiger zum Einsatz kommen.

Achtsamkeit wurde früher einmal belächelt, dann zum Trendthema. Beides ist nicht richtig, wie Peter Bender bei einer gemeinsamen Veranstaltung der BME-Regionen Rhein-Main und Darmstadt zeigte. 25 Jahre lang hat er als Ingenieur Produktentwicklungsprojekte in verschiedenen großen Firmen geleitet. Nun gründete er mindfullyagile , mit dem er Unternehmen in die neue Arbeitswelt begleiten und ihnen einen menschlichen Weg zu mehr Agilität aufzeigen will. Die Themen haben ihn bereits in den vergangenen Jahren begleitet, etwa bei der Durchführung von Maßnahmen zur Stressprävention, mentalen Gesundheit und Arbeitszufriedenheit. Dass daran Bedarf besteht, ist mittlerweile regelmäßig in den Jahresberichten der Krankenkassen zu lesen. Im aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse beispielsweise heißt es, dass jede Erwerbsperson im Jahr 2019 durchschnittlich 2,89 Tage unter der Diagnose einer psychischen Störung krankgeschrieben wurde: „Psychische Störungen bildeten damit erneut die bedeutsamste Erkrankungsgruppe im Hinblick auf die Fehlzeiten.“ Genau hier will Peter Bender Kontrapunkte setzen: „Der Mensch ist das wichtigste Glied in der Kette.“ Der Weg, achtsamer zu werden – und damit fast schon automatisch mehr auf sich und auf andere zu achten –, steht jedem offen. Es braucht allerdings etwas Übung. „Oft sind wir mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder der Zukunft“, nannte er ein Beispiel. Dagegen hilft ALI, eine Abkürzung für Atmen, Lächeln, Innehalten. In welchem Seminar wird man schon explizit dazu aufgefordert, die Hände in den Schoß zu legen? Hier durften es die Teilnehmer eine Minute lang, um herauszufinden, was sich dabei entwickelt. Achtsamkeit, das zeigte sich, sollte nicht als Mittel zur Leistungssteigerung oder zu einer höheren Belastbarkeit missverstanden werden. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die vielfachen positiven Wirkungen, die Peter Bender aufzählte, können auf verschiedenen Wegen zu einer erfüllteren, zufriedeneren damit gesünderen Arbeit führen. So schule Achtsamkeit beispielsweise die Fähigkeit zur Empathie, sie reduziere die Gedankenflut, sie erhöhe die Konzentrationsfähigkeit und diene der Burnout-Prophylaxe.

Kleine Tipps, große Wirkung

Der Impulsgeber und Motivator, wie sich der Referent selbst bezeichnet, hatte zahlreiche praxisnahe Tipps parat, wie man sie im Arbeitsalltag umsetzen kann. Es sind keine großen Veränderungen, aber sie können diese auslösen. Etwa, wenn man nicht jede freie Minute mit Informationsaufnahme füllt, die Fremdsteuerung durch permanentes Reagieren auf das Smartphone verringert, oder zweimal bewusst tief in den Bauch einatmet, bevor man ein Telefonat annimmt: „Sie werden die Wirkung im Gespräch spüren“, munterte er zum Selbstversuch auf. Im großen Rahmen bedeutet das, seine emotionale Intelligenz zu schulen, nicht voreilig zu beurteilen, Singletasking statt Multitasking zu betreiben und sich nicht zum Sklaven jedes Impulses machen zu lassen: „Warum nicht einmal bis zum Abklingen des Impulses warten und dann entscheiden, wie man darauf reagiert?“ Seinen Vortrag lockerte er wiederholt mit kleinen Bewegungsübungen, sogenannten Link Moves , auf. Dabei handelt es sich um ein stressreduzierendes Programm der Gehirnfitness-Trainerin Heidrun Link. „Achtsamkeit ist die Wieder-Entdeckung des Selbst.“ Treffender als Matthias Horx vom Zukunftsinstitut kann man es nicht ausdrücken, so Peter Bender zum Abschluss seines Vortrages. Manch einer könnte überrascht sein, was er dort so alles findet. Die nächste Veranstaltung des BME rmr findet am Donnerstag, 8. Oktober, statt. Lars Gempp, Vorsitzender der BME-Region Freiburg Südbaden und Customs & Trade Compliance Country Manager bei Novartis Pharma, wird dann von 18.30 bis 20.30 Uhr im Frankfurter Presseclub über die Incoterms 2020 sprechen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, eine Anmeldung hier möglich. Autor: David Schahinian