Deutsches BIP im 1. Quartal 2020 dramatisch gefallen
Die Covid-19-Krise trifft die deutsche Wirtschaft hart. Obwohl die Ausbreitung des Coronavirus die Wirtschaftsleistung im Januar und Februar nicht wesentlich beeinträchtigte, sind die Auswirkungen der Pandemie bereits für das 1. Quartal 2020 gravierend, informiert das Statisches Bundesamt (Destatis). Den weiteren Angaben der Wiesbadener Behörde zufolge ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem 4. Quartal 2019 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 2,2 Prozent gesunken. Das war der stärkste Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und der zweitstärkste Rückgang seit der deutschen Vereinigung, heißt es weiter. Lediglich im 1. Quartal 2009 sei der Rückgang mit -4,7 Prozent zum Vorquartal noch stärker ausgefallen.
Bruttoinlandsprodukt bricht auch im Vorjahresvergleich ein
Auch im Vorjahresvergleich ist die Wirtschaftsleistung den Destatis-Angaben zufolge eingebrochen: Das BIP war im 1. Quartal 2020 preisbereinigt um 1,9 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, kalenderbereinigt um 2,3 Prozent. Nur in den Jahren der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 hat es stärkere Rückgänge gegenüber einem Vorjahresquartal gegeben, den stärksten mit -7,9 Prozent im 2. Quartal 2009 (kalenderbereinigt mit -6,9 Prozent im 1. Quartal 2009). „Die jetzt amtlich verkündeten BIP-Zahlen überraschen uns nicht. Die Talfahrt der deutschen Wirtschaft ließ sich bereits an der Entwicklung des IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ablesen“, so BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch in einer ersten Reaktion auf die von Destatis veröffentlichten BIP-Quartalszahlen. So sei der EMI allein im April 2020 auf 34,5 Punkte nach 45,4 Zähler im März abgestürzt. Dies sei der niedrigste Wert seit März 2009; allerdings werde er von den 19,7 Punkten des Teilindexes Leistung noch deutlich in den Schatten gestellt. „Die rückläufige Entwicklung im ersten Quartal dokumentiert den Beginn des wirtschaftlichen Einbruchs. Zusätzlich müssen wir davon ausgehen, dass die Lage für viele Betriebe trotz der Lockerungen auch weiterhin angespannt bleibt. Nach unserer jüngsten Blitzumfrage rechnen sogar 80 Prozent der Firmen für das Jahr 2020 mit Umsatzrückgängen“, kommentierte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wanslebe n die aktuellen BIP-Zahlen. Mehr als ein Drittel der Unternehmen erwarte frühestens 2021 die Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten. Daher seien jetzt weitere Impulse erforderlich, die möglichst vielen Betrieben in der Breite wieder mehr wirtschaftliche Chancen eröffnen. Eine Erweiterung der Möglichkeiten, aktuelle Verluste kurzfristig steuerlich zu berücksichtigen, würde den Unternehmen die dringend benötigte Liquidität verschaffen, zeigte sich Wansleben überzeugt. Denn Steuerrückzahlungen der Finanzämter könnten die Betriebe sofort in den Restart investieren. Außerdem benötigten auch die Unternehmen mehr Sicherheit im täglichen Umgang mit dem Virus. Einfache und möglichst leicht zugängliche Testverfahren oder auch die Tracing-App erlangten so unmittelbare Bedeutung für den Alltag in den Unternehmen und die wirtschaftliche Entwicklung. Save the Date: Ausführlichere Ergebnisse für das 1. Quartal 2020 gibt das Statistische Bundesamt am 25. Mai 2020 bekannt. BME-Hinweis: Die finalen Mai-Daten zum IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) werden am 2. Juni 2020 veröffentlicht. Frank Rösch , BME-Konjunktur- und Rohstoffmonitoring