Deutscher Außenhandel behauptet sich gut
Das globale wirtschaftliche Umfeld wird ungemütlicher. Neben steigenden Rohstoffpreisen und bestehenden Reiseeinschränkungen haben die Lieferkettenstörungen in den vergangenen Monaten sogar nochmals zugenommen, heißt es in einer DIHK-Pressemitteilung. Inzwischen sei mehr als jedes zweite international aktive deutsche Unternehmen davon betroffen. Die Einschätzungen der Unternehmen zur Konjunktur in den internationalen Märkten trübten sich demzufolge gegenüber dem Frühjahr leicht ein. In diesem etwas verschlechterten globalen Wachstumsszenario behauptet sich die deutsche Außenwirtschaft wacker: Die Erwartungen der Unternehmen an ihr Auslandsgeschäft verbessern sich moderat. Das geht aus dem aktuellen AHK World Business Outlook hervor, der weltweit Rückmeldungen von mehr als 3.200 deutschen Unternehmen im Ausland zusammenfasst. „Obwohl die Konjunktur in vielen Regionen ins Stocken gerät, packen die deutschen Unternehmen an ihren internationalen Standorten an und behaupten sich auf den Weltmärkten”, fasst DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Ergebnisse zusammen. Der DIHK rechnet 2022 mit einem deutschen Exportwachstum von 7,0 Prozent – welches immerhin über dem langfristigen Durchschnitt von 4,5 Prozent liege. Insgesamt bewerten die Auslandsunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiver als im Frühjahr: Weltweit bezeichnen 52 Prozent ihre Lage als gut, nur elf Prozent als schlecht. Insbesondere in Europa verzeichnen die Unternehmen gute Geschäfte: In der Eurozone sind es 55 Prozent, in sonstigen europäischen Staaten (inklusive Großbritannien, Schweiz und Norwegen) 60 Prozent und in Ost- und Südosteuropa (ohne EU) sogar 67 Prozent. Und auch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten sind die deutschen Unternehmen laut DIHK-Angaben mehrheitlich optimistischer als zuletzt. Über alle Weltregionen hinweg erwarten 56 Prozent bessere, nur sechs Prozent schlechtere Geschäfte. „Es macht Mut zu sehen, dass sich die Geschäfte der Unternehmen an ihren internationalen Standorten als zäh und widerstandsfähig erweisen“, so Treier. Auch die globalen Investitions- und Beschäftigungsabsichten der Unternehmen stiegen an. „Dies ist umso bemerkenswerter als die Erholung der Weltwirtschaft insgesamt an Fahrt verliert“, fügte der DIHK-Außenwirtschaftschef. Zwar rechnen immerhin 41 Prozent der weltweit befragten Unternehmen mit einer besseren Konjunkturentwicklung vor Ort, 17 Prozent mit einer schlechteren. Insbesondere in China und Nordamerika trüben sich die Konjunkturerwartungen jedoch merklich ein. Während im Frühjahr noch 70 Prozent der deutschen Unternehmen in China von einer besseren Konjunkturentwicklung ausgingen, sind es aktuell nur noch 36 Prozent. In den USA sinkt dieser Wert von 74 auf 50 Prozent. „Die Unternehmen sehen mit Sorge, dass in den beiden Weltkonjunktur-Lokomotiven der letzten Monate offenbar die Luft dünner wird“, kommentierte Treier die Zahlen. Für den wirtschaftlichen Aufholprozess nach der Corona-Krise seien das keine guten Vorzeichen. So werde das wirtschaftliche Umfeld für Auslandsgeschäfte in vielen Weltregionen schwieriger. Für 44 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland stellen steigende Rohstoffpreise aktuell das größte Risiko für die Weltwirtschaft dar, gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wie Steuern, Zölle oder Sanktionen mit 40 Prozent. Auch Fachkräfteengpässe gewinnen an Bedeutung (von 29 auf 37 Prozent). Als direkte Auswirkung der Corona-Krise belasten zudem bestehende Reiseeinschränkungen (65 Prozent) sowie Probleme bei Lieferketten und Logistik (Anstieg von 40 auf 54 Prozent) die internationalen Geschäfte der Unternehmen. „Was wir hier sehen, ist eine gefährliche Gemengelage wirtschaftspolitischer Risiken, die den Kostendruck auf die Unternehmen erhöhen“, so Treier. „Geben sie diese Kosten an ihre Kunden weiter, steigt die Inflation.“