BME Summit: Spitzentreffen in Berlin
Auf Einladung der BME-Vorstandsvorsitzenden Gundula Ullah kamen am 16. Februar in der Bertelsmann-Hauptstadtrepräsentanz ausgewählte Einkaufschefs deutscher Unternehmen mit Politikern von Regierungs- und Oppositionsparteien sowie einem Vertreter aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zu einem informellen Austausch zusammen. Die anwesenden Chefeinkäufer repräsentierten als BME-Mitglieder nicht nur den Einkäuferverband, sondern als Vertreter ihrer Unternehmen auch unterschiedliche Branchen und Industrien wie etwa Automotive, Aerospace, Hightech, Elektronik, Maschinenbau oder Medien.
BME will politischen Rahmen ausfüllen
Ausgangspunkt für den 1. BME Summit war der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, der für Einkauf, Supply Chain Management und Logistik noch einige Herausforderungen und Fragezeichen bereithält, wie eine BME-Mitgliederbefragung Mitte Dezember 2021 gezeigt hat. Die BME-Vorstandsvorsitzende sieht den Fachkräftemangel, die teilweise immer noch zögerliche Technologie- und Innovationsorientierung sowie die Bürokratie beim Ausbau der öffentlichen Infrastruktur als zentrale Hemmnisse für Einkauf, SCM und Logistik. „Bei vielen der im Koalitionsvertrag definierten Ziele ist noch eine konkrete Übersetzung in die Unternehmen hinein nötig“, betonte Gundula Ullah in Berlin. „Es geht dabei nicht um Sourcing-Fragen, sondern um politische Grundsatzentscheidungen“, fügte sie hinzu.
LkSG: „Mitglieder an die Umsetzung heranführen“
Zweiter aktueller Aufhänger des Summit war das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das ab 2023 stufenweise in Kraft tritt und in dessen konkrete Ausgestaltung sich der BME aktiv einbringen will. Dazu hat der Verband jüngst eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben. „Die wenigsten unserer Mitgliedsunternehmen haben den Weg in die konkrete Umsetzung des LkSG schon gefunden“, betonte die BME-Vorstandsvorsitzende, die „als Verband die Optionen für die Mitglieder aufzeigen und diese Schritt für Schritt an die Umsetzung heranführen will.“ In Rahmen einer Podiumsdiskussion hatten die anwesenden Einkaufsverantwortlichen die Gelegenheit, ihre Sicht auf mögliche Hürden bei der Umsetzung des Gesetzes einzubringen, gleichzeitig aber auch wertvolle Hintergründe aus dem politischen Alltag rund um Gesetzgebungsprozessen zu erfahren. Der einhellige Tenor lautete: Dialog ist der erste Schritt zu mehr gegenseitigem Verständnis. Die Kluft zwischen Wirtschaft und Politik ist oft keine kleine, wie auf dem Panel immer wieder mal deutlich wurde. Die Vertreter des politischen Berlin zeigten sich durchaus selbstkritisch und lobten gleichzeitig den konstruktiven Ansatz des BME Summit: „Konkrete und positiv ausgerichtete Vorschläge aus der Wirtschaft sind im politischen Berlin immer gern gehört“, so einer der Diskutanten.
Neue Ausrichtung des BME
Für den BME war der Summit ein erster Aufschlag zu mehr politischer Verbandsarbeit. Der Einkäuferverband will sich künftig verstärkt in den politischen Entscheidungs- und Meinungsbildungsprozess einbringen – vor allem im Sinne und zum Nutzen seiner Mitglieder. „Wir müssen für ‚unsere‘ Themen der natürliche Ansprechpartner für die Politik sein. Dafür müssen wir uns aus der Deckung trauen“, betonte BME-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. „Wir haben den großen Vorteil, dass wir nicht nur für eine, sondern für viele Branchen sprechen können und auch wollen. Der BME soll jene Sichtbarkeit und Relevanz bekommen, die er verdient und zwar über die Einkäufer-Community hinaus.“
Weitere Spitzentreffen noch 2022
Gundula Ullah kündigte weitere Spitzentreffen noch für dieses Jahr an und will den Dialog mit der Politik in diesem und in anderen Formaten fortsetzen: „Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation der Wirtschaft und des Klimawandels werden weitere regulatorische Anforderungen auf uns Einkäufer zukommen. Hierbei gilt es gehört zu werden, unsere Bedeutung zu untermauern, aber auch unsere Kompetenz einzubringen. Die Radikalität der notwendigen Schritte zur Gestaltung einer lebenswerten Zukunft ist bei Verbrauchern aber auch Unternehmen noch nicht überall angekommen. Wir möchten als BME Vordenker in diesem Prozess sein“, so Ullah abschließend. Aus Berlin berichtete Tobias Anslinger, BME