16.04.2024International

EP&SCE 2024 im Zeichen des Superwahljahrs und globaler Krisen

Auf dem European Procurement & Supply Chain Excellence Summit (EP&SCE) des BME diskutierten am Dienstag in Frankfurt 300 CPOs europäischer Top-Unternehmen aus 18 Staaten die Chancen und Risiken der Transformation des Einkaufs angesichts dramatischer wirtschaftlicher und geopolitischer Veränderungen.
Hatte aufmerksame Zuhörer: „Die Welt steht vor großen Herausforderungen, sowohl im Bereich der Handelspolitik als auch in Bezug auf globale Krisen“, so BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov bei der Eröffnung des EP&SCE in Frankfurt. © Moritz Reich/BME e.V.

„2024 wird durch zwei Ereignisse geprägt: die anhaltenden geopolitischen Spannungen und die anstehenden Wahlen in mehr als 60 Ländern der Erde“, sagte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov am Dienstag (16. April) in ihrer Eröffnungsrede auf dem diesjährigen European Procurement & Supply Chain Excellence Summit (EP&SCE) in Frankfurt. An dem Event nahmen 300 CPOs europäischer Top-Unternehmen aus 18 Ländern teil.

Gewählt werde unter anderem in einigen der bevölkerungsreichsten Länder der Welt wie Indien und USA. Zudem würden auch die Bürger der 27 EU-Mitgliedsstaaten in diesem Jahr an die Wahlurnen gerufen.

Das Hauptaugenmerk richte sich 2024 auf die US-Präsidentschaftswahl am 5. November. Sie gelte als eine der wichtigsten Wahlen des Jahres und sei laut Melnikov „entscheidend für den Welthandel und unser aller Wohlstand“.

Wahrscheinlich werde es erneut zu einem Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump kommen. Der Ausgang dieser Wahl sei noch offen, doch bestünden große Befürchtungen in Europa darüber, dass ein erneuter Einzug Trumps ins Weiße Haus die westlichen Verbündeten unter erheblichen politischen und wirtschaftlichen Druck setzen könnte. Eine potenzielle Trump-Wiederwahl könnte zu weitreichenden Handelspolitiken führen, die nicht nur die transatlantischen Beziehungen belasten, sondern auch die globale Wirtschaft destabilisieren würden.

Die Erfahrungen aus Trumps erster Amtszeit und aktuelle Debatten zeigten, dass er China als die größte Bedrohung erachtet. Um die US-Wirtschaft durch Industriepolitik und Technologiekontrollen zu stärken, werde er vermehrt auf außenwirtschaftliche Zwangsinstrumente wie Zölle, Export- und Investitionskontrollen setzen, um die Abhängigkeit von China zu verringern. Gleichzeitig plane er, Chinas Zugang zu Spitzentechnologie zu beschränken und sektorale Handelsabkommen mit dem Fokus auf kritische Lieferketten abzuschließen.

Die Konsequenzen einer solchen Politik wären nach Melnikovs Einschätzung verheerend – und das nicht nur für die Welthandelsorganisation WTO, sondern auch für den Welthandel und die EU.

Angesichts dieser Herausforderungen und der wachsenden Rivalität zwischen den USA und China um globale Vorherrschaft in Wirtschaft, Politik und Militär sei es entscheidend, dass die EU jetzt Maßnahmen ergreift, um ihre Interessen zu schützen.

Melnikov weiter: „Die Welt steht vor großen Herausforderungen, sowohl im Bereich der Handelspolitik als auch in Bezug auf globale Krisen. Ein vorausschauendes Risikomanagement, eine verbesserte Diversifizierung der Lieferketten sowie die Stärkung der Resilienz sind zukünftig unerlässlich. Einkäufer und Unternehmen müssen sich auf die Anforderungen des verschärften geoökonomischen Wettbewerbs einstellen und ihre Strategien entsprechend anpassen.“ Der Einsatz innovativer Analysetools im Risikomanagement, die Flexibilisierung von Produktionsprozessen sowie die Diversifikation der Lieferanten seien dabei Schlüsselmaßnahmen, um den Herausforderungen der globalen Wirtschaftslage erfolgreich zu begegnen.

Dr. Josef Braml, USA-Experte und European Director der Denkfabrik Trilaterale Kommission, betonte in seiner Keynote, dass „die zunehmenden Spannungen zwischen China und den Vereinigten Staaten sich nicht nur spaltend auf multilaterale Organisationen auswirken, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf ‚Dual-Option‘-Länder wie Deutschland haben werden, die starke nationale Sicherheitsbeziehungen zu den USA unterhalten und gleichzeitig umfangreiche wirtschaftliche Beziehungen sowohl zu den USA als auch zu China pflegen.“ Die Kosten dieser Doppelstrategie würden in Zukunft eskalieren, wie sich im Technologiesektor zeige. Im Kampf um technologiepolitische Einflussbereiche würden die USA den Druck auf Drittstaaten erhöhen und diese vor die Wahl stellen, entweder mit Amerika oder mit China Geschäfte zu machen. Braml: „Das Ergebnis wird eine in chinesische und amerikanische Standards und Systeme geteilte Welt sein.“

Die EP&SCE 2024 des BME findet in einem Jahr zahlreicher Jubiläen statt: Der deutsche Einkäuferverband blickt auf eine 70-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Gleichzeitig feiert die International Federation of Purchasing and Supply Management (IFPSM) ihr 50. Jubiläum.

Ihre Kontaktpersonen

Melanie UnseldLeiterin Kommunikation und Pressesprecherin+49 173 213 67 63melanie.unseld@bme.de
Mirjam ZellerGeschäftsführerin BME Marketing GmbH+49 6196 5828-126mirjam.Zeller@bme.de