Deutsche Unternehmen in China pessimistischer als in Asien-Pazifik
Der sich abzeichnende Abschwung der weltwirtschaftlichen Konjunktur ist auch bei den in Asien aktiven deutschen Unternehmen deutlich zu spüren. Dabei entwickeln sich China und die restlichen Länder im asiatisch-pazifischen Raum durchaus unterschiedlich. Dies zeigt eine Sonderauswertung des aktuellen AHK World Business Outlook unter mehr als 500 befragten Unternehmen in der Region: Im Vergleich zu China und zum Rest der Welt scheint sich der Asien-Pazifik-Raum, der von Zentralasien bis nach Ozeanien reicht, besser zu entwickeln, heißt es in einer DIHK-Pressemitteilung. Danach rechnet im Durchschnitt rund jedes vierte Unternehmen (22 Prozent) mit einer stärkeren Wirtschaftsentwicklung der Länder. In China erwarten lediglich 14 Prozent der dort tätigen Unternehmen eine Konjunkturbelebung des Landes.
„Vor allem die Null-Covid-Politik mit ihren harten Lockdowns, aber auch die zunehmend protektionistische Wirtschaftspolitik setzen den deutschen Unternehmen in China weiterhin stark zu“, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian anlässlich der Asien-Pazifik-Konferenz (APK) in Singapur, an der er gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck teilnimmt. Dies habe zu erheblichen Störungen in der chinesischen Produktion geführt, weshalb zwei Drittel der Unternehmen Geschäftsrisiken in der mangelnden Nachfrage und mehr als die Hälfte der Unternehmen (59 Prozent) in den globalen Auswirkungen der Lieferkettenstörungen sehen.
Die weltweit weniger hoffnungsvollen Konjunkturaussichten trüben auch die konkreten Geschäftserwartungen der deutschen Betriebe in Asien – wenn auch nicht in so dramatischem Ausmaß wie bei den heimischen in Deutschland. Demnach erwarte fast die Hälfte der Unternehmen (44 Prozent) in Asien-Pazifik für die kommenden zwölf Monate eine positive Entwicklung der eigenen Geschäfte, 17 Prozent rechnen laut DIHK-Angaben mit schlechteren Geschäften. In China blicken indes nur 28 Prozent der Unternehmen optimistisch ins nächste Jahr, 23 Prozent erwarten schlechtere Geschäfte. Dass die Unternehmen im weltweiten Vergleich in den asiatischen Ländern (ohne China) optimistischer sind, zeige sich auch in den dort expansiven Investitionsplänen: 35 Prozent der Unternehmen planen für die kommenden zwölf Monate mit einem höheren Investitionsbudget und damit sogar mehr als in der Vorumfrage im Frühjahr dieses Jahres (33 Prozent). „Wer sich für eine notwendige Diversifizierung nach alternativen Standorten außerhalb Chinas umsieht, findet schon jenseits der Grenzen gute Bedingungen vor. Die Region bleibt also weiterhin attraktiv für deutsche Unternehmen, ein wichtiges Signal auch für die anstehende Konferenz“, so Adrian. Dominierende Risiken in der Region bleiben die weiterhin schwankenden Wechselkurse (50 Prozent), Störungen in der Lieferkette (50 Prozent) und eine zu geringe Nachfrage (43 Prozent) sowie hohe Rohstoffpreise (43 Prozent).
Trotz Herausforderungen sehen die Unternehmen zahlreiche Vorteile an ihren Standorten in Asien: In der Region steche das Lieferantennetzwerk als zentraler Standortvorteil heraus. Besonders in China (66 Prozent, weltweit höchster Wert) schätzen die Unternehmen die gute Zulieferstruktur (Asien-Pazifik, ohne China: 40 Prozent). Ebenfalls von Vorteil sei die Verfügbarkeit von Fachkräften in der Region – darin sehen 43 Prozent der Unternehmen in China und 38 Prozent der Unternehmen in Asien-Pazifik einen Vorteil. Attraktiv seien zudem die Arbeitskosten, die jedoch in Asien-Pazifik von mehr Unternehmen als Vorteil gesehen werden (40 Prozent) als in China (31 Prozent). Besonders schätzen die Unternehmen in China – im Vergleich zu Europa – hingegen die geringere Höhe der Energiekosten: 42 Prozent sehen darin einen Standortvorteil. „Der rasante Anstieg der Energiekosten ist und bleibt in absehbarer Zukunft der Hemmschuh der deutschen Wirtschaft. Standorte, die mit geringeren Energiekosten punkten können, haben jetzt entscheidende Wettbewerbsvorteile. Jetzt gilt es Partnerschaften und Kooperationen aufzubauen und zu pflegen, damit wir breitflächig von diesem Vorteil profitieren können“, sagt Adrian.