Deutsche Industrie zeigt Stabilisierungstendenzen trotz fortlaufender wirtschaftlicher Herausforderungen
(Eschborn/Hamburg, 03.05.2024) Zu Beginn des zweiten Quartals zeigten die Konsum-, Vorleistungs- und Investitionsgüterhersteller in Deutschland erste Anzeichen einer Stabilisierung: Die Produktion wurde weniger stark reduziert, auch der Rückgang der Exportaufträge verringerte sich. Dies sind Ergebnisse des gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) erstellten HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI). Trotz dieser Verbesserungen verharrte der Index im April jedoch tief in der Kontraktionszone unter 50. Bedingt durch geringere Produktionsrückgänge verbesserte sich der Wert mit 42,5 Punkten zwar gegenüber dem Vormonat (41,9), blieb aber unter dem Durchschnitt (44,0) der seit Mitte 2022 andauernden Schrumpfungsphase der deutschen Industrie. „Eine echte Trendwende ist noch nicht in Sicht, die deutsche Industrie kämpft weiter mit erheblichen Krisen”, kommentiert BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov. Allerdings könne das aktuelle Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein Hinweis auf eine positive Entwicklung im Jahresverlauf sein. „Nach einem Rückgang Ende 2023 stieg das BIP im ersten Quartal dieses Jahres um 0,2 Prozent“, so Melnikov.
Verstärkter Rückgang bei Auftragseingängen, leichte Erholung im Export
Der Rückgang der Neuaufträge im Inland hat sich beschleunigt und erreichte das deutlichste Niveau seit letztem November. Hauptursachen hierfür waren hohe Lagerbestände und eine anhaltende Zurückhaltung bei Investitionen. Indes haben sich die Geschäftsaussichten im April zum zweiten Mal in Folge verbessert und erreichten den höchsten Stand seit einem Jahr. Das Exportgeschäft zeigte Anzeichen einer Erholung, mit dem geringsten Rückgang der Aufträge seit einem Jahr, was auf leichte Verbesserungen im Vorleistungsgütersektor zurückzuführen ist.
Leichte Verbesserung bei Auftragsbeständen
Die Auftragsbestände schrumpften im April deutlich, was den Mangel an Neuaufträgen unterstreicht. Allerdings war der Rückgang der geringste seit einem Jahr: Der saisonbereinigte Index verbesserte sich weiterhin von seinen Tiefstständen im dritten Quartal 2023 und erreichte den besten Wert seit einem Jahr.
Weiterhin Stellenabbau trotz langsamerer Geschwindigkeit
Im April setzte sich der Stellenabbau in den drei erfassten Teilbereichen Konsum-, Vorleistungs- und Investitionsgüterhersteller fort. Obwohl sich das Tempo des Abbaus seit dem 43-Monatstief im Vormonat leicht abgeschwächt hat, bleibt es weiterhin eine der kräftigsten Abbauraten seit Beginn der aktuellen Schrumpfungsphase im Juli 2023. „Wir führen dies hauptsächlich auf die geringere Auslastung und die vorhandenen freien Kapazitäten zurück“, erklärt Melnikov.
Die wichtigsten Ergebnisse im Konsumgüterbereich
- Stärkstes Auftragsminus seit neun Monaten dämpft Produktion
- Einkaufsmenge und Vormateriallager sinken kräftiger
- Verkaufspreise fallen deutlicher trotz schwächerem Kostenrückgang
Die wichtigsten Ergebnisse im Vorleistungsbereich
- Erstes marginales Produktionsplus seit zwei Jahren
- Exportaufträge und Fertigwarenlager steigen ebenfalls
- Einkaufspreise ziehen spürbar an und signalisieren die schwächste Deflation seit einem Jahr
Die wichtigsten Ergebnisse im Investitionsgüterbereich
- Fertigung und Neuaufträge gehen stärker zurück
- Einkaufspreise und -menge sinken weiter signifikant
- Zunehmender Optimismus bei Einschätzung der zukünftigen Geschäftstätigkeit
Über den EMI:
Der HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) e.V. Er beruht auf der Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der Verarbeitenden Industrie in Deutschland, die repräsentativ für die deutsche Wirtschaft nach Branche, Größe und Region ausgewählt wurden.
Erstellt wird der EMI vom US-amerikanischen Finanzdienstleister S&P Global. Er orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager’s Index (PMI).
Über den BME:
Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), gegründet 1954, repräsentiert als führender Fachverband das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die über 10.000 Mitglieder aus allen Branchen und Sektoren spiegeln das gesamte Spektrum der Wirtschaft wider – von kleinen und mittleren Unternehmen bis hin zu großen Konzernen. Gemeinsam verantworten sie ein jährliches Beschaffungsvolumen von 1,25 Billionen Euro, was nahezu einem Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts entspricht.
Der BME setzt sich aktiv für die Förderung von Innovation und Fachwissen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis ein. Durch gezielten Know-how-Transfer und Weiterbildung qualifizieren wir Fach- und Führungskräfte, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein und die Weichen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu stellen.