Beschaffung in der Ukraine: Unternehmen liefern unter schwierigen Bedingungen
Das vom BME gemeinsam mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (OA) und der European Business Association Ukraine (EBA) veranstaltete Webinar gab den über 100 Teilnehmenden Einblicke in die aktuelle Situation in der Ukraine. Im Fokus standen dabei Erfahrungsberichte von Vertretern deutscher und ukrainischer Unternehmen, die die internationale Zusammenarbeit, Risikomanagement sowie Liefer- und Arbeitsbedingungen vor Ort beleuchteten.
Der BME fördert mit seiner Abteilung International die Vernetzung von deutschen und ukrainischen Unternehmen. „Ziel ist, die Ukraine als Teil Europas zu unterstützen und als Partner anzubinden“, sagte Olaf Holzgrefe, Leiter International des BME. Diese Ansicht vertritt auch Stefan Kägebein, Regionaldirektor Osteuropa des OA: „Die Ukraine ist in und für Europa ein Schlüsselmarkt. Wir müssen die Handelsmöglichkeiten weiter auf- und ausbauen.“
„Ziel ist, die Ukraine als Teil Europas zu unterstützen und als Partner anzubinden.”
Laut Anna Derevyanko, European Business Association Executive Director der ukrainischen European Business Association, läuft die Wirtschaft in der Ukraine trotz schwieriger Bedingungen weiter: „Nach dem ersten Schock gibt es viel Agilität, die meisten Unternehmen arbeiten weiter auch wenn der Markt angespannt ist.“ Die beste Unterstützung für die Ukraine sei, dass ausländische Unternehmen weiter in Kontakt mit ukrainischen Lieferanten bleiben und Waren aus der Ukraine beziehen, so Derevyenko.
Dass dies möglich ist, bestätigen deutsche Unternehmensvertreter. Sie bescheinigten ukrainischen Unternehmen, trotz des dort herrschenden Krieges zuverlässige Handelspartner zu sein. So würden zum Beispiel auch sensible Waren, wie für Eisenbahnräder produzierter Stahl, nach wie vor in exzellenter Qualität geliefert. Auch die strengen Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes würden eingehalten.
Insgesamt plädierten die Unternehmensvertreter für eine enge Zusammenarbeit mit ukrainischen Lieferanten. Diese hätten vor dem Krieg viel in Prozesse investiert, um die Anforderungen der europäischen Kunden zu erfüllen: diese Anstrengung müsse jetzt weiter unterstützt werden.
Die Vertreter ukrainischer Unternehmen berichteten außerdem von der Herausforderung, den Betrieb im Kriegsgeschehen aufrechtzuerhalten. Die Produktion laufe in vielen Unternehmen weiter, wenn auch mit eingeschränkter Kapazität. Der Grund: ein großes Problem ist der Zugang zu ausreichenden Mengen an Rohmaterial und Energieträgern, wie Kohle. Schwierigkeiten bereitet außerdem die Schließung von Häfen, die zur Unterbrechung von Lieferketten bzw. langen Lieferzeiten führt.
Die ukrainischen Unternehmen sind dennoch zuversichtlich, dass sich die Situation langsam bessert. Ein Grund für den Optimismus ist, dass europäischen Kunden weiter bei ukrainischen Firmen einkaufen. Hier zahlen sich langfristige Handelsbeziehungen und aufgebautes Vertrauen aus. Außerdem haben die Ukrainer gelernt, mit Kreativität auf die schwierige Situation zu reagieren. So wurde zum Beispiel als Ersatz für ein durch den Krieg zerstörtes Produktionswerk in nur fünf Monaten ein neues Werk aufgebaut. Oberste Priorität habe die Einhaltung der Lieferverträge, betonten die Unternehmensvertreter.
Fazit Olaf Holzgrefe: „Die Ukraine ist weiter ein wichtiger Markt. Damit dieser nicht verloren geht, benötigt sie die zuverlässige Unterstützung internationaler Partner und vor allem auch deutscher Unternehmen. Die Zusammenarbeit mit ukrainischen Firmen bietet viele Möglichkeiten. Die Unternehmen müssen deshalb rechtzeitig in die Zusammenarbeit einsteigen, damit die ukrainischen Lieferanten sich an die rechtlichen Rahmenbedingen anpassen können.“