24.10.2022Veranstaltungen

„Autonomous Procurement“ weist Weg zum Einkauf der Zukunft

Auf der 5. BME-Fachkonferenz stellen Provider und Start-ups am 15. November online neue Digitalisierungslösungen für den Einkauf vor.
© Gerd Altmann/pixabay.com

„Ihr Wegweiser zum voll automatisiertem Einkauf“ ist das zentrale Motto der 5. BME-Fachkonferenz „Autonomous Procurement“. Auf dem am 15. November online stattfindenden Event stellen Provider und Start-ups neue Digitalisierungslösungen für den Einkauf vor. In Best-Practice-Vorträgen der Referent:innen, Diskussionsrunden mit anderen Einkäufern, Workshops und einer Provider Corner erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, den richtigen technologischen Weg für sich und Ihr Unternehmen zu finden.

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Neben „Single Source of Truth: Lieferantenmanagement – aber wie?“ und „Digital Roadmap – der Weg zur (Voll-)Automatisierung?“ steht auch das immer wichtiger werdende Thema „Metaversum – die Zukunft des Einkaufs?“ auf der Agenda.

Dr. Charlotte Anabelle de Brabandt, Moderatorin und Expertin im Bereich Technologie und Einkauf, hat die wachsende Bedeutung des Metaversums in einem ausführlichen Artikel näher untersucht und festgestellt: „Kreislaufwirtschaft und Metaversum gehört die Zukunft!":

„Kreislaufwirtschaft und Metaversum sind zwei innovative und zukunftsträchtige Wirtschaftsentwicklungen. Sie werden unsere zukünftige Welt wesentlich verändern.

Was sind eigentlich Kreislaufwirtschaft und Metaversum? Können sie miteinander kombiniert werden? Dieser Blogbeitrag soll Klarheit schaffen und das enorme Potenzial aufzeigen.

Was bedeutet Kreislaufwirtschaft?

Kreislaufwirtschaft ist ein regeneratives System, in dem Ressourceneinsatz und Abfallproduktion, Emissionen und Energieverschwendung durch das Verlangsamen, Verringern und Schließen von Energie- und Materialkreislaufen minimiert werden.

Dies kann durch langlebige Konstruktion, bessere Vernetzung, Instandhaltung, Reparatur, Wiederverwendung und Recycling erzielt werden.

Das aktuelle Gegenteil zur Kreislaufwirtschaft ist die Linearwirtschaft. Umgangssprachlich als Wegwerfwirtschaft bezeichnet. Dabei wird der Großteil der eingesetzten Rohstoffe nach der jeweiligen Nutzungsdauer der Produkte deponiert oder verbrannt, nur ein geringer Anteil wird einer Wiederverwendung zugeführt.

Ein aktuelles Beispiel für gelungene Kreislaufwirtschaft sind die 3D Drucker. Hier werden neue Produkte aus alten Materialien hergestellt. Die Produktion der notwendigen Teile erfolgt erst bei Notwendigkeit. Keine Überproduktion, keine Logistik, keine Lagerhaltung, Ressourcen werden geschont, Kosten reduziert…

Was ist das Metaversum, auch Metaverse genannt?

Das Metaversum (englisch Metaverse) ist ein zusammengesetzter Begriff aus der Vorsilbe meta‑ (also „jenseits“) und Universum. Eng verbunden damit ist Web 3.0 - die Vision eines dezentralen, durch die Nutzer kontrollierten Online-Ökosystems. Während Web 3.0 auf die Frage abzielt, wer das Internet von morgen besitzt und kontrolliert, liegt der Fokus beim Metaversum auf der Frage, wie Nutzer das Internet der Zukunft erleben.

Das Internet soll zum dreidimensionalen virtuellen Raum werden. Der Nutzer betrachtet dann Inhalte nicht nur, sondern steckt quasi in ihnen. Schon heute gibt es virtuelle Welten, die Millionen von Nutzern anlocken, die dort sogar Geld ausgeben: z.B. für virtuelle Währungen, Gegenstände und Immobilien.

Das Metaversum ist ein massiv skaliertes und interoperables Netzwerk von in Echtzeit gerenderten virtuellen 3D-Welten, die synchron und dauerhaft von einer praktisch unbegrenzten Anzahl von Nutzern erlebt werden können und zwar mit Kontinuität der Daten wie: Identität Geschichte, Berechtigungen, Objekte, Kommunikation und Zahlungen. Das Metaversum ist mehr als nur die nächste Stufe des mobilen Internets, es ist die Summe aller Anwendungen des mobilen Internets in einem.

Was hat jetzt Kreislaufwirtschaft mit dem Metaversum zu tun?

Hinter der ambitionierten Vision des Metaversums stehen mächtige Unternehmen. So beispielsweise Amazon, Microsoft oder große Spieleentwickler wie Epic-Games (Fortnite) bei denen bereits 2020 350 Millionen Menschen online spielten. Das Metaversum zielt aber nicht rein auf Freizeitaktivitäten ab, es ist die multidimensionale Erweiterung unseres mobilen Internets von heute und wird damit in alle Wirtschaftsbereiche hineinwirken.

Es geht darum, dass wir mehr und mehr Zeit, nicht nur Freizeit, sondern auch Arbeit in virtuellen Welten und Simulationen verbringen. In dieser Umgebung sind sämtliche vorstellbaren virtuellen Simulationen miteinander verbunden, es gibt eine eigene Währung, sogar virtuelle Jobs.

Dass dies keine kompletten Hirngespinste sind, sieht man allein daran, dass sich die Ausgaben für virtuelle Güter seit 2015 verzehnfacht haben. 55 Milliarden US-Dollar wurden im vergangenen Jahr für Dinge ausgegeben, die es in der echten Welt nicht gibt.

Firmen erwarten vom Metaversum eine alternative virtuelle Realität, in der neue, andere Wege gegangen werden, wie wir uns austauschen können, wie wir lernen, wie wir zusammenarbeiten, Verträge schließen, Lieferketten analysieren…

Höhere Effektivität, Einsparung von Ressourcen, kurze Informationswege, schneller Austausch weltweit … hier sind bereits viele Faktoren der Kreislaufwirtschaft Bestandteil der zukünftigen Unternehmensphilosophien.

Welche Anwendungsmöglichkeiten für Unternehmen sind realistisch?

Und obwohl es das Metaversum als solches noch gar nicht gibt, werden täglich neue Nutzungsmöglichkeiten geschaffen.

Welches Potenzial hat das Metaversum?

Laut einer Studie der Beratungsfirma McKinsey im Juni 2022 schätzt sie das Potenzial des Metaversums auf ungefähr 5 Billionen Dollar potentieller Wertgenerierung bis 2030. Gemäß den Daten sind dieses Jahr bisher 120 Milliarden Dollar an Investitionen in das Metaversum geflossen und 95 Prozent der befragten Branchen sagen, dass sie eine Form von Einfluss des Metaversums auf ihre Geschäftsfähigkeit in den nächsten fünf bis zehn Jahren erwarten.

McKinsey erwartet, dass zunächst vor allem E-Commerce, Lerntätigkeiten und Wissensvermittlung, Marketing und Advertising sowie der Gaming-Markt vom Metaversum profitieren könnten. Allerdings werden schnell neue Anwendungsfelder dazu kommen.Dieses Jahr sollen noch 150.000 Arbeitnehmer ihren ersten Arbeitstag im Metaversum verbringen.

BMW simulierte als einer der ersten Nutzer die Produktion in der realen Fabrik, um vor Baubeginn Fehler vorherzusagen und zu beseitigen. Auch zeigte BMW zur internationalen Automobilmesse IAA im September 2021 eine eigene virtuelle Welt, die Joytopia, wo Kundinnen und Kunden individuelle Erlebnisse im digitalen Raum erfahren konnten.

Nvidia entwickelt das Omniverse, eine Hard- und Software-Plattform, mit der komplexe reale Objekte virtualisiert werden können und so bspw. die Wartung von Maschinen remote gesteuert werden kann.

Opade steht für „one platform for all digital events“ und ist eine immersive, benutzerfreundliche Plattform, angetrieben von künstlicher Intelligenz, auf der unbegrenzte User über ein simultandolmetschendes-Modul interagieren können und somit bspw. Wissenschaft für alle jederzeit und überall zugänglich gemacht werden kann.

Das Metaversum eröffnet dem Handel und insbesondere der Konsumgüterindustrie große Wachstumschancen durch neue Geschäftsfelder und Vermarktungskanäle, sowie innovative Markenerfahrungen für Kunden und Interessenten. So werden z.B. Modeschauen in virtuellen Welten stattfinden, Hersteller verkaufen rein digitale Kollektionen und nutzen digitale Tools, um ein Kleidungs- oder Möbelstück am Körper oder im Raum zu visualisieren. Dies ist auch für andere Teile und Produkte denkbar.

Die digitale Erlebbarkeit von Produkten in verknüpften Welten aus Realität und virtuellen Räumen ist einer der ersten Schritte in Richtung Metaversum.

Wie können wertstiftende Anwendungsfälle für Einkauf, Supply Chain und Logistik aussehen?

Ein wertvoller Einsatz des Metaversums könnte in der Verknüpfung mit digitalen Zwillingen liegen, die immer wichtiger werden für die Gestaltung von Supply Chains.

Damit sind Simulationen möglich, die teure Erfahrungen in der Realität ersparen. Schon heute werden mithilfe digitaler Abbilder von Maschinen und Fabriken Wartungsintervalle gesteuert und Prozesse optimiert. Der zunehmende Einbau von Sensoren in technische Geräte ermöglicht eine immer präzisere Überwachung der Maschinen und Abläufe. Nachschubversorgung und Bestandshaltung lassen sich so in Echtzeit anpassen und Prognosen werden zuverlässiger.

Der digitale Zwilling hat zudem das Potenzial, ganze Wertschöpfungsketten zu revolutionieren. Durch Simulation lassen sich Produkte und Services bereits vor der Markteinführung testen und an die Erfordernisse der Kunden anpassen. Alle Beteiligten an einer Wertschöpfungskette können kollaborativ den digitalen Zwilling mit Daten und mathematischen Methoden weiterentwickeln, sodass sich anhand des Modells möglichst realitätsnah die Folgen von Änderungen voraussagen lassen. So lässt sich dann jederzeit sehen, wie sich bestimmte Einflüsse – wie Nachfrageschwankungen, Kapazitätsengpässe oder auch veränderte politische Rahmenbedingungen – auf das gesamte Wertschöpfungsnetz und die daran beteiligten Unternehmen auswirken.

Auch unter dem Aspekt der Transparenz der Lieferketten finden digitale Zwillinge Anwendung, indem digitale Zwillinge von Objekten und Einrichtungen erstellt werden und so Nachhaltigkeitsstandards überprüft werden könnten.

In der Tat könnte eine Zukunft, in der ein bestimmter Lieferant verpflichtet ist, einen digitalen Zwilling seiner Anlage zusammen mit digitalen Zwillingen all seiner Maschinen, Teile und sogar seiner Mitarbeiter zu besitzen, ein Maß an Transparenz und Qualitätskontrolle in die Lieferketten bringen, das bisher unmöglich zu erreichen war.

Digitale Zwillinge werden es auch ermöglichen, die Modellierung der Lieferkette – welche die betriebliche Effizienz verbessern wird – in einer immersiven Umgebung durchzuführen.

Diese Effizienzsteigerung beinhaltet wiederum wesentliche Bestandteile der Kreislaufwirtschaft.

Welche Gefahren und Herausforderungen sehen wir im Umgang mit dem Metaversum?

Mit dem Metaversum gibt es jetzt noch mehr Verwendungsmöglichkeiten für Kryptowährungen, von der Abwicklung virtueller Grundstücksgeschäfte bis zum Kauf von Swag für Avatare. Da das Interesse an Kryptowährungen nach wie vor groß ist, ist es wichtig, dass die Menschen etwas mit den Währungen tun. Denn der Besitz allein schafft nicht wirklich mehr Nachfrage. Aber wenn eine solide Anwendung für die Kryptowährungen besteht, entsteht plötzlich eine Kreislaufwirtschaft.

Doch mit der neuen Technologie kommen auch neue Gefahren auf Unternehmen zu, wie Betrug, Manipulation und Cyberangriffe. Und auch für den Einzelnen drohen Gefahren wie Cyber Mobbing, Belästigung und Verfolgung.

Kriminelle könnten das Metaversum nutzen, um Angriffe in der physischen Welt vorzubereiten. Sie könnten sich mittels man-in-the-middle-Angriff in den Datenverkehr einschalten und die Steuerung von physischen Ausrüstung übernehmen. Cyberkriminelle könnten auch beispielsweise AR-Brillen oder Ganzkörperanzüge manipulieren, Fehlfunktionen auslösen und schlimmstenfalls Industriefachkräfte verletzen, die Maschinen künftig über das Metaversum bedienen.

Außerdem könnte das Dark Web ins Metaversum verlagert werden. Im sogenannten Darkverse könnten Kriminelle ihre Geschäfte in speziell geschützten Bereichen abwickeln, zu den Polizeibehörden keinen Zugang erhalten.

Fazit: Wie jede neue Technologie birgt auch das Metaversum enorme Vorteile für die Unternehmen, gerade im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Die meisten Anwendungspotentiale sind uns heute noch gar nicht bewusst. Es bleibt eine spannende Reise.“

Mirjam ZellerGeschäftsführerin BME Marketing GmbH+49 6196 5828-126mirjam.Zeller@bme.de