02.10.2024Konjunktur

Abwärtstrend der deutschen Industrie beschleunigt sich

+++ Stärkere Rückgänge bei Produktion, Beschäftigung, Neuaufträgen und Beständen +++ Einkaufspreise sinken deutlich +++ Hersteller beurteilen Geschäftsaussichten pessimistisch
© iStock, Serts

Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland verzeichnete im September 2024 einen deutlichen Rückgang bei Auftragseingängen, Produktion, Beschäftigung und Lagerbeständen. Aufgrund der geopolitischen Spannungen und der schwachen Konjunkturaussichten insgesamt, bewerteten die Hersteller ihre Geschäftsaussichten erstmals seit sieben Monaten wieder negativ. Dies sind Ergebnisse des gemeinsam mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) erstellten HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI). Der EMI notierte im September mit einem Wert von 40,6 Punkten auf dem tiefsten Stand in Kontraktionszone unter 50 seit zwölf Monaten (nach 42,4 Punkten im August).

Wichtigster Grund für den Rückgang waren deutliche Auftragseinbußen aufgrund von Marktunsicherheiten, Investitionsstopp, Lagerabbau bei den Kunden sowie der schwächelnden Automobilindustrie. Auch das Auslandsgeschäft ließ nach: die Exportaufträge schrumpften auf den tiefsten Stand seit elf Monaten.

Preise geben deutlich nach

Die Einkaufspreise fielen auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten, nachdem der Abwärtstrend im August fast gestoppt schien. Auch die Verkaufspreise gaben nach. Grund dafür waren laut der Umfrageteilnehmenden niedrigere Rohstoffpreise, vor allem für Stahl. Die Einsparungen gaben die Unternehmen im harten Wettbewerb um Neuaufträge teilweise an ihre Kunden weiter.

Einkaufsmenge schrumpft weiter, Rückgang bei Beschäftigung

Die rückläufige Nachfrage und der andauernde Lagerabbau sind Gründe für eine weitere kräftige Reduzierung der Einkaufsmenge. Die Bestände an Vormaterialien wurden so deutlich reduziert, wie seit Ende 2009 nicht mehr. Gründe dafür waren vor allem die Erhöhung des Cashflows, geringere Produktionsraten und eine verbesserte Verfügbarkeit von Rohstoffen. Auch der Stellenabbau im verarbeitenden Gewerbe beschleunigt sich. In allen drei Teilbereichen (Konsumgüter, Vorleistungsgüter, Investitionsgüter) wurden aufgrund der geringen Auslastung Stellen gekürzt.

Negative Geschäftsaussichten

Die insgesamt angespannte Lage hat dazu geführt, dass die Hersteller ihre Geschäftsaussichten erstmals seit sieben Monaten wieder pessimistisch beurteilen. Mehr als ein Drittel der Befragten rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit Produktionsrückgängen aufgrund der schleppenden Nachfrage, schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen und geopolitischer Unsicherheiten.

Die wichtigsten Ergebnisse im Konsumgüterbereich

  • Geringere Produktionseinbußen bei verkürzten Lieferzeiten
  • Deutlicher Rückgang der Neuaufträge
  • Kosten sinken erstmals seit vier Monaten

Die wichtigsten Ergebnisse im Vorleistungsgüterbereich

  • Auftragseingänge sinken auf den tiefsten Stand seit einem Jahr
  • Deutliche Kürzungen bei Fertigung, Beschäftigung und Einkaufsmenge
  • Verkaufspreise fallen nach zwei Monaten Inflation

Die wichtigsten Ergebnisse im Investitionsgüterbereich

  • Höhere Einbußen bei Produktion und Neuaufträgen
  • Größter Stellenabbau seit August 2020
  • Weiter Reduzierung der Verkaufspreise; negativer Geschäftsausblick

Über den EMI:

Der HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter der Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) e.V. Er beruht auf der Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der Verarbeitenden Industrie in Deutschland, die repräsentativ für die deutsche Wirtschaft nach Branche, Größe und Region ausgewählt wurden. Erstellt wird der EMI vom US-amerikanischen Finanzdienstleister S&P Global. Er orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager’s Index (PMI).

Melanie UnseldLeiterin Kommunikation und Pressesprecherin+49 173 213 67 63melanie.unseld@bme.de
Bianka BlankenbergPressesprecherin+49 6196 5828-108bianka.blankenberg@bme.de