„Absturz der deutschen Wirtschaft abgewendet“
Deutschlands Unternehmen erwarten im laufenden Jahr überwiegend Stagnation und Seitwärtsbewegung. Das ist das Ergebnis der bundesweiten IHK-Konjunkturumfrage unter rund 27.000 Betrieben aus allen Branchen und Regionen, die DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben in Berlin vorgestellt hat.
Im Vergleich zum Herbst 2022, als mit nur acht Prozent Optimisten der bisherige Tiefststand bei den Geschäftserwartungen gemessen wurde, rechneten nun doppelt so viele Unternehmen (16 Prozent) mit besseren Geschäften in den nächsten zwölf Monaten. Allerdings bleibe die Zahl der Pessimisten, die im gleichen Zeitraum schlechtere Geschäfte erwarten, mit 30 Prozent (zuvor 52 Prozent) der Unternehmen weiter deutlich höher. Mit minus 14 Punkten bewege sich der Saldo der Geschäftserwartung immer noch deutlich im negativen Bereich und damit weit unter dem langjährigen Schnitt von (plus) fünf Punkten, heißt es in der DIHK-Pressemitteilung.
„Die gute Nachricht ist, dass die deutsche Wirtschaft einen drohenden Absturz abwenden konnte“, bewertet Wansleben die Ergebnisse. „Das hat sicher auch mit den seitdem verkündeten und zum Jahreswechsel aufgesetzten Energiepreisbremsen zu tun. Damit hat sich einiges beruhigt, aber noch nichts belebt. Statt tiefer Rezession erwartet uns in diesem Jahr eher eine Seitwärtsbewegung und unterm Strich eine rote Null.“
Energie- und Rohstoffpreise bleiben Hauptrisiko
Aufgrund der Preisberuhigung an den Energiemärkten, der hohen Füllstände in den Gasspeichern und damit dem Ausbleiben einer Gasmangellage schätzen die Unternehmen das Risiko der Energie- und Rohstoffkosten als etwas weniger wichtig ein. Es bleibe aber mit 72 Prozent deutlich das Hauptrisiko (82 Prozent ergab die Herbstumfrage).
Selbst in der aktuellen Krise sei aus Sicht der befragten Betriebe der Fachkräftemangel das zweitgrößte Geschäftsrisiko. Drei von fünf Unternehmen (60 Prozent) fürchteten einen Personalmangel. In der Industrie erreiche der Fachkräftemangel mit 61 Prozent einen neuen Höchstwert. Und auch andere Risiken wie Arbeitskosten (49 Prozent), Inlandsnachfrage (48 Prozent) oder wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (41 Prozent) würden von den Unternehmen noch deutlich häufiger als Geschäftsrisiken genannt als noch vor der Corona-Pandemie.
Zuvor hatte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov mit Blick auf die Entwicklung des S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) betont, dass „der Januar-Wert ein Lichtstreif am Horizont ist. Er macht uns trotz hoher Inflation und anhaltender geopolitischer Risiken Mut, obwohl die Erwartungen der Industrieunternehmen noch deutlich gedämpft sind. Erfreulich sei, dass die Lieferengpässe zuletzt leicht zurückgegangen sind. Zur Entspannung im Verarbeitenden Gewerbe trügen auch die seit vier Monaten sinkenden Einkaufspreise bei.